Republikanischer Frankenstein

Die Partei bekommt den Kandidaten, den sie verdient.

Was war nur in Chris Christie gefahren? Im Millionärsdorado Palm Beach in Florida kündigte der bullige Ex-Präsidentschaftsanwärter den Hausherren und Triumphator des Super Tuesday so an: „Donald Trump vereint die Partei.“ Und der rühmte sich: „Ich bin ein Versöhner.“

Exakt das Gegenteil ist der Fall. Die Partei eines Lincoln und Reagan, die Grand Old Party, ist in heller Aufruhr über einen Frontrunner, der Obama für einen Kenianer hielt, über die Unterstützung eines Ku-Klux-Klan-Führers hinweggeht, sich mit einem Mussolini-Zitat brüstet und mit Putin kokettiert.

Ein Milliardärsklub lanciert eine womöglich kontraproduktive Kampagne, um den Siegeszug des Tycoons in letzter Minute zu stoppen. „Wenn wir Donald Trump nominieren, ist dies das Ende der modernen Republikanischen Partei“, unkte Marco Rubio, letzte Hoffnung des Establishments. „Ein Geschenk für Hillary Clinton“, orakeln viele. Wie wahr.

Vor der Vorentscheidung in Ohio und Florida artet die Wahlschlacht in einen Bürgerkrieg der Kandidaten aus. Die Partei des No, der Obstruktion der Obama-Ära, der Tea-Party-Hassprediger und der Giftspritzen auf Fox News muss sich indes nicht wundern: Sie bekommt den Kandidaten, den sie verdient – ihr „Frankenstein-Monster“, wie der konservative Vordenker Robert Kagan ätzt.

thomas.vieregge@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.03.2016)

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